Weichtier des Jahres
Die Jahresaktion „Weichtier des Jahres“ Seit 2003 wurde jährlich ein „Weichtier des Jahres“ gewählt. Der Titel wird von einem Kuratorium vergeben, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Öffentlichkeit über ausgewählte Arten zu informieren und auf diesem Wege molluskenkundliche Themen und Naturschutzprobleme bekannt zu machen. Das „Weichtier des Jahres“ soll dazu einladen, auch die anderen Weichtiere in unserer Umgebung wahrzunehmen und sich ihrer vielfältigen und oft unverzichtbaren Funktionen in unserer Umwelt bewusst zu werden.
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Kontaktadresse:
Deutsche Malakozoologische Gesellschaft (DMG)
c/o Dr. V. Wiese, Haus der Natur – Cismar
Bäderstraße 26
23743 Cismar
Tel. & Fax 04366-1288
Schöne Landdeckelschnecke
Pomatias elegans (O. F. Müller 1774)
Die Schöne Landdeckelschnecke – als Weichtier des Jahres 2017 – zeichnet sich durch zwei auffällige Besonderheiten aus: Zum einen handelt es sich bei diesem bis zu 15 mm großen Tier um die größte in Mitteleuropa lebende Landdeckelschnecke, zum anderen ist sie die einzige einheimische Schnecke, die nicht einfach kriecht, sondern vielmehr recht flott „schreitet“.
Die Große Erbsenmuschel
die markanteste Art der heimischen Erbsenmuscheln
Pisidium amnicum (O. F. Müller 1774)
Erbsenmuscheln sind wenige Millimeter große Vertreter der Familie der Kugelmuscheln. Sie verbringen fast ihr ganzes Leben in den oberen Sedimentschichten der Gewässer. Durch diese Lebensweise sind sie dem direkten Blick weitgehend entzogen. Ökologisch spielen sie eine wichtige Rolle, vor allem als Nahrung, z. B. für Egel, Plattwürmer, Amphibien oder Wasservögel. Als Fischnahrung haben sie besondere Bedeutung, da sie oftmals hohe Individuendichten erreichen. In der Familie der Kugelmuscheln gehören in Europa neben den eigentlichen Kugelmuscheln mit sechs und den Häubchenmuscheln mit zwei Arten allein 25 Vertreter zur artenreichsten Gruppe, den Erbsenmuscheln. Diese können fast alle Gewässertypen besiedeln.
Die Mantelschnecke
Myxas glutinosa (O. F. Müller 1774)
Als Weichtier des Jahres 2015 wurde die Mantelschnecke gewählt, weil sie eine der vom Aussterben bedrohten heimischen Süßwasserschnecken ist. Sie gehört zur Familie der Schlammschnecken (Lymnaeidae), die in Europa mehr als 20 Arten umfasst. Allerdings sind manche Artabgrenzungen innerhalb der Familie noch nicht geklärt. Die Mantelschnecke unterscheidet sich von den anderen heimischen Süßwasserschnecken dadurch, dass beim ruhig kriechenden Tier der Weichkörper das Gehäuse auch außen bedeckt. Oft ist das Gehäuse sogar vollständig unter den Mantellappen verborgen.
Knoblauch-Glanzschnecke
Oxychilus alliarius (Miller 1822)
Die Knoblauch-Glanzschnecke wurde als Weichtier des Jahres gewählt, weil man an ihrem Beispiel gleich mehrere Besonderheiten von Weichtieren in unserer Umwelt erkennen kann. Eine Eigenschaft ist besonders auffällig und kurios: Die Knoblauch-Glanzschnecke ist eine der wenigen Schnecken, die man schon auf größere Entfernung riechen kann, denn die Tiere verströmen bei Berührung einen kräftigen Knoblauch-Geruch. Sie sind meist Waldbewohner und leben in der Bodenstreu. In Gegenden, in denen keine wild wachsenden Lauch-Arten in den Wäldern vorkommen, kann man sogar das Falllaub am Boden bewegen und dann am Lauch- Geruch die Anwesenheit von Knoblauch-Glanzschnecken erkennen.
Europäische Auster
Ostrea edulis Linnaeus 1758
Die Auster wurde als Weichtier des Jahres gewählt, weil ihre Bestände durch Einwirkungen des Menschen gefährdet sind, sie als Delikatesse bekannt ist und verwandte Arten aufgrund vielfältiger Verschleppungen und Freisetzungen sehr bedeutsam für die Meereslebensräume sind. Austernschalen können immer noch in großer Anzahl an den Stränden der Nordsee gefunden werden. Allerdings handelt es sich bei den Funden um Exemplare, die mindestens seit Jahrzehnten, teilweise seit Jahrtausenden, tot sind. Die Europäische Auster war in der deutschen Nordsee seit ungefähr 1930 ausgestorben. Seit 1992 gibt es wieder vereinzelte Lebendfunde, die vermutlich von Tieren aus französischen Zuchten abstammen.
Schlanke Bernsteinschnecke
Oxyloma elegans (Risso 1826)
Fast alle Naturfreunde haben die Bernsteinschnecken der Familie Succineidae bereits in der Natur gesehen, einige Arten sind relativ groß und klettern an feuchten Standorten in der Vegetation. Der Name ist von der Färbung und Durchsichtigkeit ihres Gehäuses abgeleitet. Um auf mehrere Besonderheiten der Bernsteinschnecken und auf Forschungsbedarf auch an vergleichsweise auffälligen heimischen Tieren hinzuweisen, wurde die Schlanke Bernsteinschnecke zum Weichtier des Jahres 2012 gewählt.
Zierliche Tellerschnecke
Anisus vorticulus (Troschel 1834)
Seit 2004 gehört diese kleine und unauffällige Süßwasserschnecke zu den europaweit geschützten Arten. Im Rahmen der Erweiterung der EU wurde sie in die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie aufgenommen. Weil sie daher intensiv erforscht und ihre Lebensräume europaweit geschützt werden müssen, die Art in der Öffentlichkeit aber weitgehend unbekannt ist, wurde sie als Weichtier des Jahres ausgewählt. Anisus vorticulus gehört zur Familie der Tellerschnecken (Planorbidae), von der in Deutschland aktuell 24 Arten vorkommen. Fünf dieser Arten gehören zur Gattung Anisus. Die seltene Zierliche Tellerschnecke ist dabei allerdings nur mit der häufigen und weit verbreiteten Scharfrandigen Tellerschnecke Anisus vortex zu verwechseln.